Sendig

Abstimmung:
unsere Bewertung::
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Karte:
PDF:

Dauer:
ca. 2,00 h
Entfernung:
ca. 5,00 km
Höhenunterschied:
ca. 192 Meter
beste Reisezeit:
eigentlich immer
Schwierigkeitsgrad:
Spaziergang
leicht
Untergrund:
Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad
empfohlene Karten:
Bad Schandau;
Rolf Böhm Kartographischer Verlag
Region:
Mehr Details
hier

Kurzbeschreibung:

Bad Schandau - Marktplatz - Dampfschiffstraße - Toskana Therme - Parkhotel - Villa Quisisana - russische Villa - Aufzug - Luchsgehege - Fahrstuhlweg - Ostrau - Ostrauer Ring - Villenkolonie - Sendig Villen - grüner Punkt - Falkenstein Klinik - roter Strich - Ostrauer Berg - Ostrauer Brücke - roter Punkt - Bad Schandau - Pflanzengarten - Kirnitzschtal Klinik - Stadtpark - Heimatmuseum - Basteiplatz - Kirchstraße - Marktplatz

Beschreibung:

Als ich mal wieder in der kleinen Buchhandlung in Bad Schandau gestöbert habe, ist mir ein Heftchen der Sächsischen Zeitung in die Hände gefallen. Der Titel ist: Luftschlösser in der Sächsischen Schweiz, Geschichten und Wanderungen zu den Orten spektakulärer Bauprojekte, ISBN: 978-3-938325-56-8.
In dem Heft sind einige verrückte Ideen aufgelistet, die, zum Glück für die Landschaft, nicht verwirklicht wurden. Eine dieser Ideen, die zum Teil sogar in die Realität umgesetzt wurde, sind die Bauwerke von Herrn Rudolf Sendig und genau bei denen freue ich mich über die Umsetzung. Vermutlich ist Bad Schandau erst durch Herrn Sendig zu dem geworden, was es heute ist und das ist, auch für die Umwelt, ganz sicher nicht negativ. In dem Büchlein ist auch eine Wanderung zu den wichtigsten Punkten von Herrn Sendigs Wirken in der Sächsischen Schweiz beschrieben und diese ist für unsere Wanderung als Grundlage genommen worden.
Der Startpunkt ist der Marktplatz von Bad Schandau. Hier befindet sich im Zentrum der wunderbar Sendig-Brunnen_in_Bad_Schandau_kleinrekonstruierte Sendigbrunnen. Der ursprüngliche, 1896 von Herrn Sendig angeregte und auch finanzierte, Brunnen ist Ende des 2. Weltkrieges, wie sehr viele Kunstwerke, verloren gekommen und erst im September 2011 wieder in kompletter Schönheit rekonstruiert und neu aufgebaut worden. Eine Besonderheit an dem Brunnen ist, dass die Nixe in der Brunnenschale zwei Schwanzflossen hat. Das widerstrebt den heutigen Kindern ganz gewaltig, weil die Meerjungfrauen aus dem Fernsehen (z.B. bei H2O – plötzlich Meerjungfrau) immer nur eine Monoflosse haben. Aber hier hat der Künstler eine andere Variante gestaltet. Sehr interessant ist auch die große Zahl an kleinen Bronzeplatten am Brunnenfuß. Jeder netter Spender von mehr als 1.000 € ist hier verewigt und daran kann man sehen, dass es schon ein gewaltiger Kraftakt war, den Marktplatz mit diesem Kunstwerk wieder zu verschönern.
Gleich neben dem Brunnen befindet sich das heutzutage schickste Hotel der gesamten Sächsischen Schweiz (www.elbresidenz-bad-schandau.de). Das Hotel beherbergt gleich mehrere hochwertige Restaurants und eines davon trägt den Namen von Herrn Sendig. Damit wird der wichtigste Förderer des Tourismus in Bad Schandau auch hier gewürdigt. Die Wanderung geht vom Marktplatz auf die evangelische St. Johanniskirche zu, um dann gleich vor dem Portal nach rechts in Richtung Elbe abzubiegen. Am Ende der Gasse zwischen dem Pfarramt und dem Hotelkomplex geht es nach links am Elbufer entlang. Hier kann man sich vorstellen, wie die Besucher zu Sendigs Zeiten die Landschaft genossen haben und es ist schon ziemlich unterhaltsam, wie sich das Aussehen und Benehmen der Besucher der Sächsischen Schweiz geändert hat. Zuerst passiert die Wanderung die Toskana-Therme und die Mündung der Kirnitzsch. Villa_Quisisana_oder_Villa_Sendig_kleinKurz dahinter (ca. 200 Meter) fallen die unterschiedlichen Gebäude in der Gartenlandschaft des Parkhotels auf. Das Parkhotel, von Rudolf Sendig erbaut, damals hieß es Villa Quisisana, wird heute auch noch Villa Sendig genannt. Auf jeden Fall ist das Gebäude seit seiner Entstehung bis heute ein schönes Hotel, das durch seine Historie etwas Besonderes ausstrahlt. Aufzug_in_Bad_Schandau_kleinObwohl man das Gelände des Hotels auf der Rückseite betritt, sieht es auch von hier ganz hervorragend aus. Russische_Villa_Bad_Schandau_kleinDie Wanderung führt einmal durch den Park, um dann auf der Vorderseite die Rudolf-Sendig-Straße zu erreichen. Spätestens hier fällt der stählerne Aufzug ins Auge. Genau in diese Richtung geht es dann auch weiter. Der nächste Punkt auf der Sendig-Erkundungs-Tour ist aber die Russische Villa, die Rudolf Sendig als Erholungshaus für russische Offiziere bauen ließ. Heutzutage beherbergt dieses Gebäude, welches durch seinen großen Balkon und die riesigen Steinsäulen ziemlich ungewöhnlich aussieht, die katholische Kirche.
Zurück geht es zum gerade passierten Aufzug, um mit diesem zur Ostrauer Ebene hinauf zu fahren. Der Aufzug ist im Jahre 1905 im Auftrag von Herrn Sendig entstanden. Unterhaltsamerweise Blick_vom_Aufzug_auf_Bad_Schandau_kleinwollte bei der Eröffnung keiner mit dem stählernem Ungetüm fahren. Angeblich soll der erste Fahrgast sogar Geld erhalten haben, Blick_vom_Aufzug_auf_Parkhotel_kleinum die Skepsis der Besucher zu zerstreuen. Der Aufzug ist heutzutage in einem hochmodernen Zustand und gegen die Zahlung eines kleinen Entgelts (1,80 Euro Stand 2012) fährt der Aufzugführer einen die 50 Höhenmeter aufwärts. Dadurch, dass der Aufzug einige Meter von dem bewaldeten Hang entfernt endet, hat man von der Plattform einen fantastischen Blick ins Elbtal, auf die Villa Sendig und Bad Schandau.
Auf einem breiten, aber auch sehr stabilen Steg erreicht man wieder festen Boden unter den Füßen. Hier befindet sich ein Tiergehege, in dem zwei Luchse ihr eigentlich trostloses Dasein fristen. Einerseits ist es schon ganz interessant, mal so eine große Katze aus relativer Nähe zu sehen, aber dann ist es auch traurig, dass die beiden in einem so kleinen Gehege eingesperrt sind. In der freien Natur benötigt jede dieser Katzen ein Gebiet von 250 Quadratkilometern. Das entspricht ungefähr dem 2 ½ fachen des Nationalparks Sächsische Schweiz. Gleich rechts neben dem Gehege befindet sich ein Gedenkstein für Herrn Rudolf Sendig mit einem Relief und folgendem Text: Rudolf Sendig; 7.1.1848 – 27.1.1928; Unserem besten Freunde, dem Lebenskünstler und seiner tapferen Kameradin Lucie Sendig geb. Dorn in Dankbarkeit gewidmet; Gustav Rucker.
Der Aufzug erleichtert den Aufstieg von Bad Schandau hinauf nach Ostrau schon ein ganzes Stück, aber trotzdem muss man noch ein paar Höhenmeter bewältigen. Dazu geht es von dem Gehege bzw. der Gedenktafel auf dem Fahrstuhlweg aufwärts. Insgesamt sind es noch 60 Höhenmeter bis zu den Häusern an der Ostrauer Scheibe. Um Ostrau führt ein Straßenring, den man für diese Haus_Hohe_Liebe_Ostrauer_Ring_4_kleinWanderung nach rechts gehen sollte. Hier stehen auf der linken Straßenseite ganz hervorragend gut erhalten Villen, die Herr Sendig in Fertigbauweise hat aufstellen lassen. graue_Sendigvilla_in_Ostrau_kleinDie Häuser sehen ein ganzes Stück anders aus als die typischen Häuser der Sächsischen Schweiz, aber trotzdem sind sie wirklich schön und das Beeindruckendste ist der hervorragende Zustand von diesen Gebäuden. Sehr interessant ist, dass alle Häuser unterschiedlich aussehen und das, obwohl sie in Fertigbauweise gefertigt wurden. Zumindest aus heutiger Sicht ist sehr ungewöhnlich, dass sie nach der Fertigstellung mit bis hin zum Besteck kompletter Einrichtung verkauft wurden.
Am Ende des Ostrauer Rings (östliche Seite) erreicht man eine Blick_ueber_Ostrauer_Scheibe_auf_Schrammsteine_kleinAussicht hinüber zur Hohen Liebe, dem Falkenstein und den Schrammsteinen. Dieser Blick über die Felder ist zu jeder Jahreszeit sehr beliebt und ziemlich viele Gäste aus der Falkensteinklinik (www.falkenstein-klinik.de) genießen den Ausblick in den Nachmittagsstunden. Auf der Fläche zwischen diesem Aussichtplatz und den Schrammsteinen bzw. dem Zahnsgrund sollte nach den Plänen von Herrn Sendig ein gigantischer Sportplatz für alle erdenklichen Sportarten entstehen. Dieser „Weltsportplatz“ sollte Stätten für die gewöhnlichen Außensportarten, Schwimmbecken und sogar eine Autorennstrecke enthalten. Zu so einem Gelände gehörte natürlich auch wieder ein passendes Sporthotel, das in der Nähe der Emmabank gebaut werden sollte. Das aus heutiger Sicht Ungewöhnlichste an den Plänen ist ein Landeplatz für Luftschiffe im nördlichen Teil des Geländes. Da es hier aber doch um ziemlich gewaltige Geldmengen ging, musste der Gedanke nach den ersten Planungen zu den Akten gelegt werden. Außerdem kam der Beginn des 1. Weltkrieges dem Vorhaben in die Quere.
Für unsere weitere Wanderung wird der Bereich der Klinik auf der rechten Seite passiert, um dahinter nach links der Wanderwegmarkierung roter Strich roter Strich zu folgen. Der Wanderweg fällt Quelle_am_Weg_Ostrauer_Berg_kleinrelativ angenehm ab und es geht auf einem Waldweg mit dem irritierenden Namen Ostrauer Berg runter in Richtung Kirnitzschtal. Kurz hinter dem Ortsausgang passiert man auf der linken Wegseite eine eingefasste Quelle, die mit der Jahreszahl 1809 gekennzeichnet ist und das Wasser im Becken sieht ganz klar aus. Es scheint eisenhaltig zu sein, da am Überlauf die markante Rotfärbung zu erkennen ist.
Der Weg erreicht Bad Schandau ziemlich genau am Ortseingangsschild und hier geht es nach links weiter. Als erstes passiert man das Kurhaus von Bad Schandau. Hier unten erholen sich in der Kirnitzschtal-Klinik (www.kirnitzschtal-klinik.de) ziemlich viele Patienten nach einer Gelenkoperation im Bereich der Beine. Dadurch trifft man hier immer Patienten mit Krücken, die aber von hier unten überhaupt nicht die Schönheit der Sächsischen Schweiz genießen können. Auch haben sie mit ihrem momentanen Hindernis keine Chance, die tolle Landschaft, in der sie sich mitten drin befinden, zu erwandern. Das ist doch wirklich schade. Aber immerhin können sie im sehr schönen Kurpark von Bad Schandau bis vor zum Zentrum des Städtchens spazieren. Genau auf diesem erholsamen Weg geht es jetzt die letzten paar Meter weiter. Der schönste Pfad durch den kleinen Park befindet sich auf der rechten Seite gleich an der Kirnitzsch. Der Bach ist immer wieder nett anzusehen und das finden die vielen Forellen auch. Auf der linken Parkseite befindet sich auch noch das kleine Heimatmuseum von Bad Schandau, in dem einer der Schwerpunkte die Entwicklung des Tourismus und damit auch ein Teil von Herrn Sendig ist.
Ungefähr in der Mitte des Kurparks befindet sich ein Kneippbecken, das von Wasser aus der Kirnitzsch gespeist wird und damit zu jeder Zeit richtig frisch und kalt ist. Trotzdem macht es immer wieder Spaß, durch das Becken zu waten, welches allerdings leider bei dem Hochwasser im August 2010 ziemlich gelitten hat. Netterweise baut es die Stadt Bad Schandau wieder auf, nur gab es im ersten Moment natürlich wichtigere Stellen als solch eine Erfrischungsmöglichkeit. Am Ende des Parks hält man sich rechts und schon hat man den Ausgangspunkt der Wanderung zum Thema Sendig erreicht. Der Spaziergang macht immer wieder Spaß und durch das Heftchen der Sächsischen Zeitung kamen noch ein paar sehr interessante Punkte hinzu.
Wer noch etwas Besonderes zu dem Thema lesen möchte, für den ist das Buch von Herrn Sendig „Im Hotel, Diskrete Indiskretionen“ zu empfehlen. Ich habe, ganz ehrlich gesagt, das Buch bis heute noch nicht gelesen, aber meine Frau hat so manches Mal bei der Lektüre geschmunzelt und mir die amüsantesten Stellen vorgelesen. Ein Ausschnitt, der auch auf die heutige Zeit immer noch zutrifft, ist: „Was ist die Bastei jetzt – leider! – anderes als ein großes Restaurant mit einer Umgebung voll Butterbrotpapier, Automaten, Verkaufsbuden und dergl. Finden Sie es schön, wenn beim Abstieg zu den Schwedenlöchern beinahe an jeder Wegbiegung ein Photograph lauert, um einen an, vor oder auf einem „imposanten“ Felsen zu verewigen? Der Naturfreund enteilt schaudernd! Übrigens, um der Bastei nicht Unrecht zu tun: einen Vorzug hat sie, doch den kennen nur wenige; aber ich will ihn verraten. Bleiben Sie an einem schönen Sommerabend im Basteihotel, setzen Sie sich auf die Hotelterrasse über der Elbe und genießen Sie den Sonnenuntergang. Eine kleine Erdbeerbowle kann dabei nichts schaden. Wenn dann der Schwarm sich verlaufen hat und der Sonnenball sinkt, werden Sie ein Bild berauschender Schönheit sehen. Leise, leise steigen die blauen Schatten in den Bergen höher und höher, weißer Nebel steigt aus der Tiefe, dunkler werden die ragenden Baumwipfel, bis schließlich alles im Dunkel der lauen Sommernacht verschwindet. Nur hin und wieder blitzt aus dem schweigenden Elbtale ein Licht auf oder ein Zug braust rollend vorbei, die einzigen Äußerungen des ewig fortflutenden Lebens. Ja, dann ist es auf der Bastei schön, aber nur dann.“ oder „Wie herrlich ist es bei uns auch im Winter. Wir Schandauer können unseren Besuchern sogar etwas bieten, was heutzutage recht selten ist, nämlich die Abwesenheit jeglichen Wintersports, …….. Für Leute, die die winterliche Natur in Ruhe genießen wollen, ist es mit dem Wintersport wie mit dem Klavierspiel, von dem Wilhelm Busch ebenso schön wie wahr sagt: Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Leider kann man das Buch heutzutage nur noch in Antiquariaten kaufen und dort weiß man, dass es einen faszinierten Interessentenkreis gibt. Und zum Schluss noch eine praktische Betrachtung von Herrn Sendig: „Ganz abgesehen von der herrlichen Natur, hat eine Reise in die Sächsische Schweiz für unsere Landesbewohner in jetziger Zeit schon den Vorzug einer großen Ersparnis von Reisekosten. Ich brauche niemandem vorzurechnen, wie hoch diese für eine Familie nach Oberbayern, Tirol, der Nordsee u. a. m. sich stellen, während dagegen die Fahrt zu uns kaum ins Gewicht fällt. In den bekannten Ausgangsorten der Sächsischen Schweiz gibt es Herbergsgelegenheiten für Wohlhabende und Minderbemittelte, so daß eigentlich jeder  zu seinem Recht kommen kann. Die Ersparnis an Reisekosten gestattet dabei manche Ausgabe, die sonst unterbleiben müsste.“

Download file: SENDIG.TRK.GPX

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